Moers. Dass Norbert Ballhaus als Sieger durchs Ziel gehen würde, war erwartet worden. Überraschend aber war die Deutlichkeit. Mit fast 45 Prozent der Stimmen wurde der Amtsinhaber gestern für sechs weitere Jahre gewählt. Damit kann er auch künftig beruhigt die Suppe auslöffeln, sie er sich und anderen eingebrockt hat.
Kamp-Lintfort. Er strahlte übers ganze Gesicht. Und eine Steigerung um 14,21 auf satte 73,87 Prozent waren gewiss Anlass genug für den alten und neuen Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt. Er wertete das Ergebnis als Bestätigung seiner Arbeit. Mit anderen Worten: Die Strippen, die er gerne zieht, kann er, sofern sie zum Ziehen nicht mehr taugen, auch weiterhin seinen Bürgern, gut abgeschmeckt, als Spaghetti servieren und damit seinem Ruf als Starkoch Christian Kamp gerecht werden.
Rheinberg. Am Ende war’s dann doch zuviel, da fehlten Hans-Theo Mennicken die Worte. Und hätte der Bürgermeister nicht eine große weiße Serviette in der Hand gehabt, wären wohl auch das eine oder andere Tränchen gekullert. Sein Ergebnis: 89 Prozent. Der sichtlich gerührte Mennicken suchte nach Worten. „Wahnsinn“ wiederholte er wieder und wieder. Sicher mit 70 Prozent habe er gerechnet, vielleicht auch mit 72, aber fast 90 Prozent: „Wahnsinn!“ Eins versprach er den zahlreichen Zuschauern in der Stadthalle sofort: „So wie es war, machen wir weiter.“Das Ergebnis könne er noch gar nicht begreifen, erklärte er später. Ein irrsinniger Vertrauensvorschuss, „ich weiß gar nicht, ob ich das erfüllen kann“.
Nun, das klingt fast nach niederrheinischer Ostalgie, und auch uns kommen die Tränen, wenn wir daran denken, welche Mühe es für ihn bedeutet, nunmehr sechs lange Jahre lang jedem Bürger wieder sein Tässchen zu füllen mit einem Süppchen, womit dieser satt wird. Immerhin hat er einen Propheten an seiner Seite, der ihm hilft, in seiner Alten Apotheke die richtige Rezeptur zu finden.
Neukirchen-Vluyn. Auch Bernd Böing zählt sich zu den Gewinnern. Er hatte sich nicht wieder zur Wahl gestellt und damit neue Perspektiven gewonnen. Vielleicht bricht Bernd Böing, von Freunden bisweilen auch Axel Airbus genannt, demnächst in einem Airbus zu neuen Ufern auf und findet neue Töpfe, in denen er seine Süppchen kochen kann.
Dinslaken. Zu neuen Ufern bricht auch Sabine Weiss. aus freien Stücken Ex-Bürgermeisterin von Dinslaken, auf, nicht im Airbus oder in einer Boeing, sondern in einer einmotorigen Maschine, von der sie bisweilen aus 5000 Metern Höhe abzuspringen pflegt. Wenn es nach ihr ginge, würde sie wohl gerne über dem Klostergarten des Klosters Kamp abspringen und dort womöglich am 27. September für die CDU als frisch gewählte Abgeordnete des Deutschen Bundestags landen. Wir drücken ihr die Daumen für eine glückliche Landung.
Duisburg. Nicht zuletzt darf sich auch Adolf Sauerland freuen, der 2004 erst über eine Stichwahl ins Rathaus gekommen war. Seine 44,6 Prozent, mit denen ihn die Duisburger in seinem Amt bestätigt haben, sind eine schöne Würdigung für seine Kochkünste, mit denen er die Duisburger in den vergangenen fünf Jahren begeistert hat. Nun, nachdem er vor der Wahl zehn Kilo abgenommen hat, dürften ihm vor allem die Dicken Bohnen, die er sich selbst und seinen Duisburgern mit Vorliebe serviert, wieder besser schmecken und sein kommunalpolitisches Gewicht sogar noch verstärken.
Apropos Dicke Bohnen: Wenn Dicke Bohnen, wie viele behaupten, Ausdruck unverwechselbarer rheinisch-ruhrländischer Kochkultur sind, dann sind sie erst recht auch ein Beitrag zur Kulturhauptstadt RUHR.2010. Womit gesagt werden soll, dass dieser Kult um die Kulturhauptweltstadtmetropole RUHR überhaupt nur kulinarisch zu begründen ist und wohl kaum besser zu repräsentieren ist als mit den KochKulturBüchern »So kochen wir in Dinslaken«, »So kochen wir in Duisburg« und »So kochen wir am Niederrhein«.
Wohl bekomm`s!